Plädoyer für handyfreie Schulen

Jonathan Haidt, Professor an der New York University Stern School of Business, hat auf seinem Blog und (gekürzt) als Beitrag in The Atlantic einen Text publiziert, in dem er darum wirbt, Smartphones in Schulen zu verbieten. Die Forschung belege eindeutig, dass Smartphones die Aufmerksamkeit, das Lernen, Beziehungen und die Zugehörigkeit beeinträchtigten. Der Grund für seinen Appell sind die zunehmende Anzahl von Kindern mit Depressionen, Ängsten und Selbstverletzungen. Fast die Hälfte der Jugendliche sei fast ständnig online. Diese…

„…kontinuierliche Verabreichung von kleinen Vergnügungen kann zu nachhaltigen Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns führen, einschließlich einer Verringerung der Dopaminrezeptoren. Dies führt dazu, dass die allgemeine Stimmung der Nutzer reizbar und ängstlich wird, wenn sie sich von ihrem Handy trennen, und dass sie sich weniger konzentrieren können.“

Er nennt fünf Stufen der Reglementierung, wobei nur die letzten beiden hilfreich seien:

Stufe 1: Die Schüler können ihre Telefone während des Unterrichts herausnehmen, aber nur, um sie für den Unterricht zu benutzen.

Stufe 2: Die Schüler können ihre Telefone behalten, dürfen sie aber während des Unterrichts nicht aus ihren Taschen oder Rucksäcken nehmen.

Stufe 3: Telefon-Caddies in den Klassenzimmern: Die Schüler stecken ihre Telefone zu Beginn jeder Unterrichtsstunde in eine Wandtasche oder einen Aufbewahrungsbehälter und nehmen sie am Ende der Unterrichtsstunde wieder heraus. (…)

Stufe 4: Abschließbare Taschen (wie die von Yondr). Die Schüler müssen ihr Telefon bei der Ankunft in der Schule in ihre persönliche Tasche legen, die dann mit einem Magnetstift verschlossen wird (wie die Diebstahlsicherungsetiketten in Bekleidungsgeschäften). Die Schüler behalten die Tasche bei sich, können sie aber erst am Ende des Schultages entsperren, wenn sie Zugang zu einem magnetischen Entsperrungsgerät erhalten.

Stufe 5: Handy-Schließfächer. Die Schüler schließen ihre Handys bei ihrer Ankunft in der Schule in ein sicheres Fach mit vielen kleinen Fächern ein. Sie behalten ihren Schlüssel und erhalten erst wieder Zugang zu den Telefonfächern, wenn sie die Schule verlassen.

Als Vater von zwei Highschoolschülern empfiehlt er, Kindern und Jugendliche bis 14 (wie bei der Initiative „Wait until 8“ oder besser noch: 16) Jahren nur normale Mobiltelefone zu geben, mit denen sie telefonieren und SMS schicken können, Smartphones frühestens mit 16 Jahren zu erlauben, ebenso Social Media-Apps. Als Wissenschaftler wünscht er sich einen Gouverneur, der Modellschulen mit Smartphone-Verbot einrichtet und mit der jetzigen Praxis der Aufmerksamkeitszerstörung durch Smartphone-Nutzung vergleicht.

Jonathan Haidt

Blog: The Case for Phone-Free Schools. The research is clear: Smartphones undermine attention, learning, relationships, and belonging.  (6.6.2023 / 29.8.2023)

The Atlantic: Get Phones Out of Schools. Now They impede learning, stunt relationships, and lessen belonging. They should be banned. By Jonathan Haidt  (June 6 2023)